Presse
Die Nase & Der Finsternishandel
“Lustig, tiefgründig, schwerelos
…Der Abend hatte seinen Charme, war eine seltene, gelungene Mischung aus Humor und Tiefgründigkeit. Absurdes gegen Vernünftiges, reich Erzähltes gegen kurz Kommentiertes, Realität gegen Spekulation – da waren Zusehen und Zuhören gefragt. …Dazu passte vorzüglich die für Cello und Akkordeon arrangierte Musik von Arensky bis Rubinstein. Heinrich Klug, Solocellist der Münchner Philharmoniker, spielte die atmosphärisch reichen, plüschigen und rustikalen Werkchen und Fragmente so virtuos, wie es nur ein gestandener Perfektionist kann. Maria Reiter, unter anderem Mitglied in Konstantin Weckers Band, war eine kongeniale, vergnügte Partnerin.
Für Lichtenbergs Bosheiten und Nachdenklichkeiten hatte das Ensemble mit der Bühne auf der Stadttheaterbühne eine fast kulissenlose Welt der Leere gebaut, in der sich schwerelos das Leben abspielte. Zwischen Wesen, deren Körper klingende Saiten sind, und solchen, die sich die Flötentöne beibringen und nur durch Verzicht auf überflüssige Symbole zur Gemeinschaft zusammenwachsen. Bilder voller Zärtlichkeit haben Susanne Forster und Stefan Fichert zur Musik von Rudi Spring auf die Bühne gebracht.”
“Wunderbare Schattenwesen
…Das neue Programm ist nämlich den Dingen gewidmet, die sich, so scheint es zumindest, außerhalb der sogenannten Realität bewegen … Da offenbart ein Affe ganz ungewohnte Saiten, Anatomie-Puppen unternehmen auf einer Tonleiter einen Stuhlgang und ein Trommelgesicht lüpft beim Tanz den Schellenrock. Der Finsternishandel, ein musikalisches Kammertheater nach Aphorismen von Georg Christoph Lichtenberg, ist ein Spektakel auf den Grenzpfaden der Gattungen: Puppen sind Instrumente, Musik wird zur Sprache, und Worte öffnen Türen ins Reich des Erzählens … Stefan Ficherts Klangfiguren werden, in der Regie von Susanne Forster und gespielt von Stephanie Hattenkofer, Fichert und als „Menschenfigur“ – Bodo Bühling, zu materialisierten Schattenwesen aus dem Lichtenbergschen Kosmos … Maria Reiter am Akkordeon und Heinrich Klug am Violoncello legen mit der Musik von Rudi Spring ein Netz aus Klangelementen um die Szene. „Hinlänglicher Stoff zum Stillschweigen“, mit diesem Satz wurde das Publikum heimgeschickt, und Bodo Bühling verlieh ihm den Schlußakzent einer Frage.
…Die Nase nach Nikolai Gogol kommt als eine wilde Geschichte auf der Drehbühne ins Rollen, in deren Verlauf die zunächst in ganz St. Petersburg unauffindbare Nase zu ihrem angestammten Besitzer zurückzukehren geruht, nicht ohne ihm klarzumachen, wer eigentlich in seinem Gesicht das Sagen hat. Gespielt wird mit Handpuppen, und selten zeigten sich diese ansonsten eher derben Mimen so kunstfertig, wandelbar und neuartig wie hier bei den Puppet Players. Auf der ständig sich wandelnden Szene entstanden so Bilder, die an expressionistische Gemälde erinnerten und die im Gedächtnis bleiben.
…Dergleichen bekommt man zwar selten zu sehen, aber es gibt sie. Innovationen, Inspirationen im Puppenspiel.”
“Diese Puppen stellen die Welt auf den Kopf
…Affe und Engel lassen ihre Resonanzkörper von einem kreisenden Planeten zum Klingen bringen, ein Orchester aus quietschenden Gummischlauchpuppen setzt zum Klangkörper-Konzert an – der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt.
Es war den Puppet Players gelungen, viele Dinge auf den Kopf zu stellen und dies nicht nur räumlich gesehen. Was ist die Wahrheit? Diese Frage wurde jedem Zuschauer mit auf den Nachhauseweg gegeben. Fest steht nur eines: Dieser phantasievolle Reigen aus Musik, Bild und Sprache war ein Meisterwerk.”